Montag, 28. März 2016

Überfordert


Es ist Ostern. Ostermontag 2016, um genau zu sein. Im Radio auf WDR2 ist 90er Tag, was klasse ist. Grad läuft MC Hammer. Natürlich mit U can´t touch this. Die Bilder zeigen den Blick aus meinem Schlafzimmer tags und abends und mein Wohnzimmer. Endlich wieder mit Karte an der Wand. Da fühle ich, in dem Moment, in dem ich meine Wohnung betrete ein Gefühl von Heimat. Hier wohn ich, hier ist mein Besitz!
Aber, vielleicht weil Ostern ist, und wir damit ´ne Art Neuanfang feiern, will ich die Zeit nutzen, die Chancen und Risiken, wie ich sie seh´zu skizzieren. In der Hoffnung, dass sie was bewirken, mit dem Nutzen, dass ich sie mir wenigstens von der Seele schreiben kann.

Ich habe derzeit das Gefühl, wir sind in einen Strudel geraten. Die Ereignisse hämmern in immer kürzeren Abständen auf uns ein und wir können nur noch flickschustern, ohne vorausschauend und umsichtig zu handeln. Ich zähl mal in einem Satz, ohne groß nachgedacht zu haben, einige, wie ich meine, Ereignisse, die zwar immense Aufmerksamkeit, aber keineswegs eine auf Betrachtung und Lokig aufbauende Lösung genossen haben:
Finanzkrise 2007, Fukushima 2011, New York 2001, Irak 2003, Völkerwanderung 2015, jährlicher Armuts- und Reichtumbericht, tägliche Nachrichten, Drohnenkriege, Selbstmordanschläge,   
Fifa und Olympia Skandale, Wetterextreme von Exon Valdez 1998 bis Deep Water Horizon 2010, und und und.
Ich hab sicher viel vergessen. Wir haben in so kurzer Zeit so massive Vorfälle gehabt, dass wir kapital und maßlos überfordert sind. Grund hierfür ist, und das ist jetzt wichtig, die digitale Vernetzung unserer Zeit. Das ist etwas gänzlich Neues. Eine Singularität im Menschsein. Es ist, was den Menschen betrifft, bullshit, dass Alles schon einmal da war und Geschichte sich wiederholt. Was die Digitalisierung bedeutet, ist Zugriff auf nahezu alle Informationen weltweit. Alle Informationen, weltweit! Es ist ja schön und gut, dass wir Zugriff auf alle Infos haben, aber es überfordert uns auch gewaltig. Vielleicht werden wir in dieser Richtung einen Evolutionsschritt des Menschen sehen. Die psychische und physische Kapazität solches Wissen zielführend zu nutzen. Derzeit jedenfalls kacken wir dabei mächtig ab. Wir brauchen abends nur die Glotze anzumachen und sehen in dem, was man uns als Nachrichten serviert, Kriminalität, Mord, Unglück, Theater(Politik), Sport, Naturkatastrophen. Und wir machen uns einen Sport daraus: Wer kennt viele Informationen? Oh, der oder die weiß aber gut Bescheid, bla, bla. In Wirklichkeit haben die Menschen zwar unterschiedlich viel Wissen, aber wir sehen den Wald doch vor lauter Bäumen nicht mehr. Wir sind abgelenkt von dem täglichen Reigen. Und dadurch entscheiden wir nur Kinkerlitzchen und lassen die wichtigen und gefährlichen Entwicklungen völlig außer Acht. Themen hierbei wären, Geldsystem, Ressourcen, Visionen. Themen bei denen ich Windmühlen bekämpfe, mit Sysiphus arbeite, vergeblich potemkinsche Dörfer benenne und mein Strombedarf gestiegen ist, weil ich ständig mit meinem neuen Oralsauger die Fusseln aus dem Sprechorgan absaugen muss.

Ich versuche nicht zu predigen. Ich versuche zu diskutieren und von allen Seiten zu betrachten. Sicher, ich hab schon eine recht gefestigte Meinung, aber ich bemühe mich, hoffentlich erfolgreich, offen für Argumente zu sein.
Ich habe vorher kurz einige Themen angesprochen. Kommen wir zum Geldsystem.

Wir sind am Arsch Leute. Die Menschen sind in einem großen Monopolyspiel gefangen und merken es nichteinmal. Das ist nicht arrogant gemeint, dass ist die bloße Erkenntnis aus meiner Beobachtung. Wir glauben, prinzipiell, dass Geld etwas Gutes ist, dass Arbeit etwas Gutes ist, und dass es völlig normal ist, dass es ungleich verteilt ist. Geld auf der einen, Arbeit auf der andern Seite. Einer gewinnt, viele verlieren. Das ist für uns so natürlich, wie ein Furz nach einer Portion Zwiebeln. Unumgänglich, so zu sagen. Es wird immer neues Geld, derzeit heißt es Euro und Dollar, in das Spiel eingebracht. Warum wird neues eingebracht? Weil irgendwann, zu den Anfängen, als Geld noch einen materiellen Gegenwert hatte, alles verteilt war. Und zwar genau wie heute, viel in den Taschen von Wenigen und wenig in den Händen von Vielen. Also baut man ein Schuld- und Zinssystem auf. Jetzt gibt es Geld für Jedermann. Und geschaffen wird es von den Wenigen, die schon viel haben. Die Wenigen wissen schon überhaupt nicht mehr, wohin mit all dem Geld. Der Wert verfällt. Immobilien und Landbesitzt werden vermehrt und bis ins Exzess nachgefragt. Irgendwann wird die derzeitige Partie Monopoly vorbei sein. Es ist schwer zu sagen wann. Vielleicht gute 50-100 Jahre. Wer weiß. Aber dann gibt es ein großes Finale mit einem Gewinner und vielen Verlieren. Dann wird mit einem neuen Geld eine neue Partie begonnen.
So stellt sich mir die Welt jedenfalls dar.

Umwelt auch so´n Ding. Nehmen wir Atomkraft. Eine ungeheuer wichtige wissenschaftliche Entdeckung. Leider haben wir nicht mit aller Macht weitergeforscht, sondern einen kurzfristigen Nutzen in den Vordergrund gestellt. Sicher, Strom ist nett und ich will auch welchen haben. Aber wenn ich daran denke, dass wir bei dem Restmaterial, dass wir auch mal direkt Müll, also nicht mehr Verwertbares deklariert haben, nicht die geringste Ahnung haben, was wir damit machen, ist das doch ein deutliches Zeichen dafür, erstmal einen Gang runterzuschalten und ordentlich Geld für die Grundlagenforschung in die Hand zu nehmen.
Visionen habe ich auch genannt. Viele meine Mitbürger haben die Vision von einem Leben mit vielen materiellen Gütern, Geld für mehr Güter und guter Arbeit. Wir kaufen so viel Unnützes und produzieren so viel von etwas dass wir Müll nennnen. Wissen aber nicht, was wir mit dem Unnützen machen sollen und vergraben es, versenken es im Meer oder verbrennen es. Wie dämlich kann man denn eigentlich sein? Das ist nicht das Verhalten eines vernunftgegabten Wesens. 


Als letzes kommen wir kurz zum Theater (Politik). Ich komme nur abschließend und kurz auf dieses Thema, weil es das ist, was es ist. Theater und Schauspiel zur Unterhaltung der Bürger. Klar, hier und da gibt es auch mal mächtige Menschen, die in der Schauspielerei (Politik) sind. Aber das ist reiner Zufall oder gerade notwendig und gewinnbringend. Bevor die Mehrheit der Interessierten nicht nur erkennen, sondern auch dementsprechend handelt, macht es wenig bis gar keinen Sinn, darüber zu sprechen. Außer natürlich aus Amusement oder aus schauspielkritischer oder taktischer Betrachtungsweise.

So viel zu meinen Ostergedanken. Sie mögen düster erscheinen, aber das täuscht. Es sind nur Überlegungen, wie die große Welt sich dreht. In meiner kleineren eigenen Welt dreht sie sich sehr angenehm. Ich habe noch eine Woche Urlaub und hoffe auf sonniges Wetter, damit ich meinen silbernen Aluesel (Kettler) aus dem Keller befreien kann. Frohe Ostern wünsche ich !!
Alles Gute,
Lothar