Freitag, 9. August 2013



Eine Fabelhafte Nacht


Zu dicht standen die Gräser. Zu dicht war der Nebel. Zu dicht war Ricks die kleine Grille. Doch nicht ohne Grund. Getrunken hatte sie mehr als üppig und auch mit Siggi dem gemütlichen Bären hatte sie ziemlich viele Pfeifen geraucht. Aber hey, es war Samstag gewesen. Jetzt war Sonntag, waberte es durch Ricks Hirn. Scheiß drauf. Montag ist eh immer ´nen scheiß Tag. Ob gesoffen oder nicht. Vorsichtig hüpfte Ricks durch das Unterholz und versuchte nicht zu sehr zu taumeln. Ab ins Bett. Bloß ab ins Bett. Der Abend hatte ja mal wieder viel geboten und zusammen hatten sie alle Register gezogen. Angefangen hatte es, wie meistens mit Bier. Die Tiere hatten sich in der gemütlichen Kneipe von Fred dem Wiesel unter der Eiche getroffen. Anwesend waren neben ein paar andern Gästen, Ricks, Siggi, Iggi und Pop die beiden Möpse, Horst der Frosch, Kemal die Natter, der Schöne Ralf, eine stolze Ratte, Ludgar der Lemur, ach und wer weiß sonst noch alles. Kurz gesagt, sie waren mal wieder zusammen. Die alte Rotte. Es war seltener geworden, dass sie alle mal wieder einen drauf machten. Entsprechend ging es auch zur Sache. Sie waren zusammen aufgewachsen. Rund um das Viertel hinter der großen Linde. Es ist nicht zu erklären. Es gab viele Jungtiere damals. Nicht wie heut. Trotz dieser Auswahl hatte man sich wie magnetisch angezogen und klebte seither wie Honig zusammen. Natürlich waren sie alle flügge geworden und hatten sich auf der ein oder anderen Reise und Wanderung die Hörner abgestoßen. Aber das machte nichts. Alle waren gekommen und nach einer Millisekunde des Zögerns war es als wäre nicht ein Tag vergangen seit sie jung waren. Trotz seines schweren, trunkenen Hüpfens war Ricks sich dieses unglaublichen Glücks durchaus bewusst. Ihm war klar, dass er Vollmitglied des coolsten Rudels des Waldes war. Er kannte niemanden, der sich solch herrlicher Freunde rühmen konnte. Ein verschmitztes Lächeln huschte über seinen Mund und er hatte Probleme seinen überheblichen Stolz zu verbergen als er den Herrn Storch grüßte, der auf dem Weg war die Post auszufliegen. Ach ja, Freds Kneipe. Man rudelte am frühen Abend ein. Es wurde gezapft, gescherzt, gebaut, und wieder gezapft und gebaut. So ging es immer. Sie alle waren dem Leben nicht abgeneigt. Mittlerweile hatte einige von ihnen selbst Jungtiere. Es war schon komisch. Die Grille hatte sich derweil vor seinem kleinen Nest eingefunden, baute aus dem geschnorrten Gras einen Stengel, den man schlechterdings Lunte nennen durfte, zündete und atmete ein. Es war perfekt.
Genau die Art Abende die ihm mundete. Gut einen im Kahn, sternklare Nacht und seine Artgenossen zirchten leise im Schlaf. Er kannte ein paar Sternzeichen. Den Dachdecker mit seinem nebligen Kranz, die Ärtztin, und sein Favorit, den Türken mit seinen drei hellen Sternen in der Mitte, die einen Gucci Gürtel symbolisierten. Erneut schlich sich ein Grinsen in seine Züge. Er erinnerte sich nicht mehr an den ganzen Abend, aber zumindest noch an die ersten paar Runden Mümmelmann. Mümmelmann war eigentlich Jägermeister. Auf jeden Fall ein Hochprozentiger. Der sorgte jedes Mal dafür, dass die Stimmung trunkener wurde. Er konnte sich natürlich an ein paar witzige Einzelheiten erinnern. Er selbst hatte zur Heiterkeit beigetragen, als er austreten und so fertig war, dass er einfach hatte hängen lassen ohne wegzupacken. Als es dann unten herum kühl wurde und ihm die Situation bewusst wurde, war er vor Lachen über sich selbst beinahe umgefallen. Die andern hatten natürlich auch Schoten gerissen. Aber darum ging es gar nicht. Es war das Gefühl. Geborgenheit, Freiheit,
schwer zu beschreiben. Selbst mit zwo Promille und keine Ahnung was für einem Dope-Wert. Aber sicher war, dass die Ganze Meute es auch fühlte. Von Übermut gepackt inhalierte Ricks wie früher, den Joint zwischen kleinem und Ringfinger steckend direkt und vollgas in die Lunge. Als Dank bekam er einen prompten Hustenkrampf und war dichter denn je zuvor. Stolz war er indes, dass er eine dralle Bache verführt hatte. Besser gesagt, sie ihn. Er hatte nur dagesessen. Sie hieß .................. ach scheiße. Irgendwas mit ?? Naja. Ein Füchsen war sie gewesen, so viel wusste er wenigsten. Und samtenes Fell, ja das hatte sie auch. Die Fähe hatte so sehr die Hitze, dass sie gar nicht bis in die Einfahrt gekommen waren, sondern gleich an Ort und Stelle rumtollten. Den Rest sparen wir uns. Eine leidenschaftliche Affäre mehr. In was für Zeiten sie doch lebten. Der ganze Wald, ach, die ganze Welt drehte sich schnell und direkt. Wenn man alle Nachrichten, die man dank des Netzes bekommen konnte wirklich in sich wirken lassen würde, müsste man schlicht irrsinnig werden. Aber irgendwie war es den Tieren auf der Welt vergönnt abzuschalten und um geradeaus zu sein, drauf zu scheißen. Aber auch das war eine Sache, die seine Freunde ausmachten. Kein Thema war Tabu. Es konnte alles besprochen werden und eine offene ehrliche Meinung war mehr als gefragt. Ricks bezweifelte, dass in der Truppe von Stumpf und Volker den beiden gehirnampotierten Lurchen über so was wie die Gefahren des Weltfinanzsystems, gesprochen wurde. Es war durchaus üblich, auch an einem Abend wie dem gestrigen, mal eine Weile mit einen paar Freunden zusammenzustehen und Ernstes zu besprechen. Mittlerweile war der Knispel runtergebrannt und es
war Zeit sich hinzulegen. Auf dem Weg zu seiner Haustür kramte Ricks in seinen Taschen um den Schlüssel herauszuholen. Er kramte weiter. Hm,das vertraute Klimpern war nicht da. Oh Gott nein, wimmerte es in ihm. Doch auch als er sämtliche Habseligkeiten vor sich ausgebreitet hatte, war kein Schlüssel darunter. War ja klar. Vollgas geben, Schlüssel verheizen gehört ja irgendwie zusammen. Na denn Prost !